ShadowAngel wrote:Nö, die aufregung und der Boykott der gone Home Macher kam wegen dem Rapecartoon mit den Dickwolves. PA konterte das "furchtbar kreativ" mit "Why so serious?" was noch mehr Ärger nach sich zog.
Damit fing laut dem verlinkten Blogeintrag (den ich bereits gelesen habe) vielleicht alles an, aber als großer Aufhänger wird eben auch die fabrizierte Kontroverse genannt, die ich erwähnt habe - neben Anderem, das ebenfalls unverhältnismäßig aufgebläht wird und mir mitteilt, dass ich einem solchen Entwickler nicht trauen kann, wertvolle und nachhaltige Kunst hervorzubringen. Vereinzelte Werke mögen mit einer solchen Denke vielleicht noch gelingen, aber das kreative Ganze bleibt auf der Strecke, weil eben diese ganzen Tabus die künstlerischen Ausdrucksformen aufs Ärgste einschränken und den Kunstbegriff letzten Endes gar sterilisieren. Kunst wäre in dem Fall also nur das, was auf die Vorurteile und Befangenheiten des Rezipienten zugeschnitten ist, alles darüber Hinausgehende wird als gesinnungsfeindlicher Schund ohne Existenzrecht abgestempelt. Solches Denken hat historisch gesehen einige interessante Präzedenzfälle...
Irgendwann schließt sich halt der Kreis und die vermeintliche Progressivität kehrt ins genaue Gegenteil um und wird zu dem, was sie ursprünglich zu bekämpfen meinte. So kommt's dann eben auch, dass die spinnerten SJWs (Radikalfeministen und verwandtes Gesocks) mehrere auffällige Gemeinsamkeiten mit der extrem Rechten und Christlich-Konservativen haben.
Auch wenn die Reaktionen darauf etwas überzogen sein mögen, dämlich ist dieser Strip definitiv.
Das möchte ich nicht bestreiten, aber dann sollte man ihn doch bitte von einer künstlerischen Perspektive aus kritisieren und nicht von einer kunstblinden politischen, die kein Abweichen duldet und auch keine Widerrede. Das wäre für alle Parteien die bessere Entscheidung gewesen.
Vergewaltigung ist kein witziges Thema, in den USA wo das immer mehr zum Problem wird, sowieso nicht. Insofern muss gefragt werden, ob es diesen unlustigen Strip wirklich braucht.
Dass Vergewaltigung nichts zum Lachen ist, ist mir schon klar. Etwas Anderes möchte ich keinesfalls suggerieren, und den Opfern gilt mein Mitgefühl. Aber mir ist dennoch nicht klar, weshalb man ein ernstes Thema auch unbedingt zu jeder Zeit ernst nehmen muss. Es kommt immer auf den Kontext an. Mord ist ebenfalls nicht lustig, noch weniger sogar als Vergewaltigung. Trivialisieren wir ihn also in dem Sinne, wenn wir in GTA Zivilisten niedermähen? "Brauchen" wir gewalttätige Videospiele überhaupt, wenn man in ihnen einfach zum Spaß Menschen umbringen kann, wie einem der Sinn steht?
Besagter Strip war nun nicht direkt gelungen, der Meinung bin ich selber (auch, wenn der "rape"-Part nicht zentral, also Teil der Pointe ist). Aber ein Pauschalverbot für alles zu erwirken, das irgendjemanden persönlich negativ berührt, halte ich für grundlegend verkehrt. Dann würden wir als Gesellschaft einen enormen Rückschritt unternehmen, wo jede ehrliche, nuancierte Diskussion über zeitnahe Problematiken sofort unterbunden wird und keiner mehr sich bemühen darf, den Weg für eine wirkliche Egalität der Geschlechter, Herkünfte usw. zu bereiten, weil alle zu sehr damit beschäftigt sind, so zu tun, als wäre dieser Zustand schon erreicht.
Das erinnert mich sehr an die "Don't say gay"-Gesetzesvorlage in Tennessee vor einiger Zeit. Die Logik dahinter war, dass, wenn man Homosexualität nicht anspricht, diese einfach irgendwann verschwinden wird. Ziemlich behindert, ich weiß. Aber auf dieselbe Art wird einem heute gesellschaftlicher Fortschritt vorgegaukelt, indem man den Diskurs komplett ausschließt und so tut, als gäbe es kein Problem. Das gibt es, in vielen Belangen, es will bloß keiner hören.