triple wrote:Kommt die Interaktivität hinzu, was nun mal die größte Stärke des Mediums Videospiel ist, ist das mindestens doppelt so grausam. Würde man also mittels wiederholtem Knopfdruck/Mausbewegungen das Opfer ausziehen und vergewaltigen und sich dafür entscheiden müssen, was man zuerst und was man zuletzt macht, wird die bisherige Grausamkeit dessen, was sonst "bloß" eine hässliche Zwischensequenz gewesen wäre, schlimmstenfalls bis ins Unerträgliche amplifiziert.
Eine gute Beschreibung von Rapelay
triple wrote:
Hundertschaften von Menschen zu töten wäre zwar in der Realität schlimmer, aber im Spiel gilt einfach ein ganz anderer moralischer Kompass. Wenn ich mit dem Raketenwerfer Fahrzeuge in die Luft jage und mit dem MG gesichtslose Leute abknalle, während diese fortzurennen versuchen, kann ich dafür im Falle von GTA nur wenig Mitgefühl aufbringen.
Ist doch aber auch interessant, oder? "Ich kann dafür wenig Mitgefühl aufbringen, wenn ich einfach nur Spaß ein paar Menschen töte".
Was wäre, wenn alle diese NPCs einen Namen hätten, der angezeigt wird? Denn scheinbar geht es ja darum: "Unbekannte NPCs = Kein Problem, 1 NPC der einen Namen hat = großes Drama".
Das ist das gleiche wie bei Breaking Bad, wenn man Walter White mag obwohl er eigentlich ein widerwärtiges Arschloch ist, aber die wenigsten denken darüber nach, was für einen Schaden er mit seinem Meth anstellt. Wieviele Menschen hat er im Verlauf der Serie zerstört von denen wir nie erfahren haben?
Persönlich ist es für mich auch einfach so, das Spiel nur eine recht geringe "Schockwirkung" haben, wenn es um die Darstellung von Gewalt oder anderen Dingen geht.
Einerseits weil schon allein durch die Grafik der Bezug zur Realität fehlt, weil ich durch das Gamepad/Maus/Wasauchimmer in der Hand ständig daran "erinnert" werde, das es nur ein Spiel ist und Spiele sowieso noch genug Tabus haben.
Da muss ich sagen, das Filme eine völlig andere Wirkung erzielen: Reale Schauspieler, reale Schauplätze und wenn Kunstblut statt CGI eingesetzt wird, wird es richtig fies.
Und Filme wie Men Behin the Sun etwa haben mich schockiert, eben deshalb, weil alles "real" wirkt und es auf der Realität basiert. Dagegen ist GTA eine Fiktion in unrealistischer Grafik die mir immer sagt "Ich bin nur ein Spiel, nimm mich nicht ernst".
Ich glaube deshalb funktioniert The Walking Dead so gut: Es ist mehr Film als Spiel und während die Grafik unrealistisch ist, hat das Spiel irgendwas, das es wie einen Film auf mich wirken lässt. Vielleicht weil es eben diese Comicgrafik hat und die Entwickler dachten, sie könnten die krassen Szenen wirklich krass machen.
Die Szene in Season 2 Episode 1 wo man Clementines Arm verarzten muss, hat mir tatsächlich Schmerzen bereitet, weil das einfach so verdammt fies audiotechnisch inszeniert war.
triple wrote:
Ansonsten hoffe ich, dass wir uns trotzdem darüber einig sein können, dass GTA V nix für Kinder ist.
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)
Bei den Vorgängern hätte ich noch zwei Augen zugedrückt (GTA III und VC hab' ich ja selber als kleener Stöpsel geliebt), und auch sonst bin ich hinsichtlich Gewalt in Filmen und Videospielen relativ liberal eingestellt, aber der Fünfer ist da noch mal ein ganz anderes Kaliber.
GTA war noch nie was für Kinder. Ich finde es erschreckend, wieviele Eltern ihre 8-9jährigen Kinder vor GTA 5 setzen (oder einen der Vorgänger, ich mein GTA 4 war auch recht krass, Vice City war krass, das erste war sogar für die damalige Zeit krass mit Blutspuren, brennenden Menschen usw.
triple wrote:
Ja, Trevors Intro war schon hart. Es ist allerdings auch relativ charakterisch für ihn und zeigt, dass dieser Mensch bereit ist, selbst beim geringsten Widerstand gegen seine Abarten durchzudrehen, und hat somit durchaus seine Berechtigung. Zudem unterscheidet sich diese Szene hinsichtlich Darstellung und Interaktivität wesentlich von der obigen Folteraffäre.
Ich fand es krasser, einfach weil:
- Ich mit Johnny noch durch Liberty City bin. Das war kein Fremder, das ist eine Hauptperson aus einem vorherigen Teil. Dadurch allein hat das schon eine ganz andere Wirkung und es ist überraschend, das Rockstar einfach mal so eine Hauptfigur von einer anderen töten lässt.
- Das man eben direkt danach mit Trevor spielen muss. Wie gesagt: Der hat den kaltblütig und brutal ermordet und geht dann einfach weg, als wäre es nichts und dann steuert man ihn und begeht weitere Verbrechen. Da am Anfang war mir Trevor höchst unsympathisch.
- Die Folterung ist nur so krass, wie der Spieler sie macht. Man muss ihm nicht die Zähne ziehen oder die Kniescheiben einschlagen. Man kann ihn auch nur ein paar Mal unter Strom setzen und kommt damit durch. Das ist dann nicht wirklich krass. Man muss nicht jedes "Spielzeug" ausprobieren oder ihm das halbe Gebiss demolieren und ein paar Stromstöße sehe ich jetzt nicht als so krass an, genauso wie Water-Boarding. Ich weiß nichtmal wie das funktionieren soll, es hinterlässt keine bleibenden Schäden. Ich hatte da ehrlich erwartet, das sich in dem Kannister Benzin befindet und der "Spaß" nun wirklich los geht. Aber das fand ich eher...unspektakulär. (Ich weiß, das die US-Regierung diese Art der Folter wohl recht erfolgreich einsetzt und es psychologisch wohl recht schädlich ist, aber es sieht einfach nach nichts aus)
Deshalb sehe ich das eben so.
triple wrote:
Ich selber bin da aber generell etwas anders eingestellt. Ich spiel' gerne auf der dunklen Seite der Macht, insofern hat seine Einführung mir Trevor gerade wegen ihrer Widerwärtigkeit attraktiv gemacht.
Ich mochte Trevor später auch. Ich mag generell fiese Typen, ich spiel gerne fiese Charaktere und in RPGs bin ich nur nett, wenn ich das Gefühl habe, das ich dadurch mehr erreiche. In Mass Effect war ich Renegade, in Dragon Age hab ich ne menschenhassende Elfin gespielt die Verwüstung brachte und in D&D Spielen bin ich meist Chaotic Evil.
Deshalb spiele ich auch Wolf in Payday, weil der sich generell am wenigsten der 4 um das Wohl von Zivilisten kümmert.