ShadowAngel wrote:
Ja sie sind zu schlecht, bzw. im europäischen Vergleich allenfalls Durchschnitt. Man sieht es doch in der Bundesliga. Bremen, Leverkusen und alle "Topfavoriten" stolpern regelmäßig über die "kleinen". Auch die "großen" Bauern verlieren gegen Cottbus, ein Wald- und Wiesenverein der keine Gefahr darstellen DARF.
Klar kann man sagen "hey, ist doch toll, wenn es Überraschungen gibt und auch die kleinen gewinnen".
Da muss ich sagen: Nein, denn spätestens in den europäischen Pokalen zeigt sich, das es den kleinen Vereinen schonmal am Geld fehlt.
Geld regiert die Welt. Geld kauft gute Spieler. Gute Spieler schießen Tore. Tore bringen den Sieg.
England ist derzeit die stärkste europäische Liga, man muss nur in die Champions League schauen. Trotzdem ist England nicht bei der WM. Warum? Weil die Clubteams die besten Ausländer kaufen und darüber Erfolge erzielen.
Warum haben die Erfolg? Weil nicht nur Chelsea mittlerweile in der Hand eins Milliardärs ist, der kräftig Geld reinsteckt.
Andere Vereine wie Manchester sind einfach so reich, weil sie intelligent wirtschaften und ein bekannter Name sind.
Würde man eher ein Trikot von Manchester United oder Hertha BSC Berlin kaufen? Eher Manchester würde ich sagen, schon allein weil das nach Tradition, großen Erfolgen und Siegen klingt. Berlin dagegen...
Vielleicht ist es auch so, das man in Deutschland einfach den Anschluss verpasst hat. Andere Ligen expandieren ins Ausland, werden auch dort bekannt. Manchester, Real Madrid, AC Mailand. Diese Vereine kennt man in der ganzen Welt. Welche deutschen Teams kennt man irgendwo in Sibirien? Allenfalls die roten. Ich wette das 1860 selbst im Ausland bekannter ist, als so mancher Erstligist (wie Bielefeld, Cottbus oder Hannover) und sei es nur, weil 60 eben Medienunterstützung z.B. in China damals dank Shao hatte.
Da fehlt es einfach daran. In Deutschland wurschtelt man rum und sagt "Tradition über alles", aber das man damit keinen Blumentopf mehr holt ist klar. Das man aber auch nicht völlig übertreiben muss und von heut auf morgen ins 21. Jahrhundert springen, hat die DEL beim Eishockey gezeigt. Da wollte man sowas wie die "deutsche NHL" aufziehen und ist bis heute kläglich gescheitert.
Trotzdem sollte man vielleicht auch im deutschen Fußball etwas moderner werden. 1964 ist längt vorbei
Das mit der Modernität stimmt auf jeden Fall. Die taktische und technische Schulung muss stark verbessert werden.
Wie meinte bei der EM Mehmet Scholl? Die spanischen Mittelfeldkünstler sind deshalb so gut, weil in deren Ausbildung nicht an den Schwächen gearbeitet wird sondern an den Stärken. Ist natürlich etwas pauschalisiert, aber schon ein Satz, über den man mal nachdenken sollte.
Was das Thema Geld angeht, muss man das ganze aber etwas diffenrenzierter betrachten.
Richtig ist, dass andere Ligen unter anderem deshalb mehr Erfolg haben als wir, weil sie größere Summen in die Hand nehmen können um Spieler zu kaufen oder Spieler mit guten Gehältern zu locken.
Die Ursachen dafür liegen aber nur teilweise beim Außen-Vermarktungskonzept der deutschen Mannschaften. Sicher hat man ein bisschen geschlafen, die Marke Bundesliga nach außen zu tragen. Bayern hat es noch am besten hinbekommen, aber ein Traditionsverein wie der HSV mit klangvollem Namen oder auch andere konnten den guten Ruf des deutschen Fußballs, der vor allem auf den Erfolgen der 70er und 80 beruht, kaum in bare Münze im Ausland absetzen, vergleicht man es beispielsweise mit ManUs Zirkustourneen durch die halbe Welt.
Der viel entscheidendere Punkt ist aber, dass die Spitzenligen national lukrativere TV-Verträge besitzen. Das Zaubewort heiß Bezahlfernsehen, und die englische Premierleague erhält dadurch zum Beispiel eine Milliarde Euro und mehr, wir hier glaub ich nicht mal die Hälfte davon. Auch die Italiener, Franzosen und Spanier haben Systeme, bei denen du für das Zuschauen zur Kasse gebeten wirst. Im europäischen Spitzenfußball sind die Deutschen die einzigen, bei denen der Fernsehzuschauer noch echte Macht hat. Wenn hier Premiere mal wieder exklusiv-Rechte für die Bundesliga erwerben möchte, geht ein Aufschrei durch die Republik und ARD kratzt die letzten Rundfunkgebühren zusammen, um mithalten zu können. Und das ist eben einzigartig im Vergleich zum Rest. Und das kann man durchaus gutheißen - Fußball als Kulturgut für jedermann.
Anstatt nun zu überlegen, wie man der Bundesliga mehr Geld zuschießen könnte, sollte langsam (und hat auch schon) ein Umdenkprozess im weltweiten Fußball stattfinden, wie man diesen Sport wieder aus seinen utopischen Finanzsphären herunterholt.
Denn damit wären wir beim dritten Punkt: die Deutsche Fußballliga hat ein einmaliges Lizenzierungssystem, bei der die Vereine wie Unternehmen kontrolliert werden, um Misswirtschaft vorzubeugen. Kein Deutscher Verein darf Beträge stemmen, die für ihn eigentlich zu hoch sind. Jede große Finanzierung muss klar geregelt und abgesichert sein.
Aber das ist eben nur in Deutschland so streng. In Spanien ist es vollkommen legitim, wenn Madrid einen Kredit über 100 Mio. € aufnimmt. Und wenn die Schulden zu hoch werden, springt eben die Stadt ein. Hauptsache, man holt einen neuen Unbezahlbaren für die Mannschaft. Dass sich sowas dann wiederum besser vermarkten lässt, gehört zu den Regeln des Marktes.
Aber man sollte sich mal eines vor Augen führen: im CL-Finale dieses Jahr standen die beiden am höchsten verschuldeten Mannschaften der Welt: Manu und Chelsea. Und das kann es doch nun wirklich nicht sein. Irgendwann wird die große Blase platzen, so wie bei jedem aufgeblähten Wirtschaftszweig. Und dann ist das Geschrei groß.Aber wenn es passiert, ist eines recht sicher: Deutschland steht gut da, den wir sind schuldenfrei.
Wir bauchen im Fußball endlich einen Riegel vor dem Milliardenwahnsinn. Nicht nur um der Chancengleichheit willen.